von Frank Nowag, Vorstandsvorsitzender, Keyweb AG
Veröffentlicht in: Hintergrund, Hosting News

Vor ein paar Tagen habe ich in meinem Blogdebüt doch erst darüber geschrieben - über den (vermeintlichen) Deal des Jahres zwischen Host Europe und GoDaddy. Ein Wahnsinn. Aus meiner Sicht, der Abgesang auf die deutsche Webhosting Wirtschaft. Oder besser gesagt: Goodbye Hosting Made in Germany! Wird Hosting Made in Germany nur noch etwas für elitäre Rand (Business) Gruppen sein? Ja, das sind vielleicht provokante Aussagen, aber was dann nun gestern wieder geschehen ist...

Irgendwie war es nur eine Frage der Zeit. Zu Beginn, als sich der Hosting Markt in Deutschland zu entwickeln begann, gab es quasi nur Strato und eine Firma namens Puretec – die spätere 1&1.
Strato war der Massenstern und Aldi der Branche. Als wir zu dieser Zeit in den Anfängen steckten, schien es nicht nur für uns ein Kampf zwischen David und Goliath. Ich erinnere mich an eine Frage eines damaligen Bekannten: Warum sollen denn die Leute bei dir kaufen, wenn es doch Strato gibt? Meine Antwort war kurz und knapp“ Warum denn nicht…?!“ .


Unbestritten war Strato lange Zeit die Nummer 1 am Markt. Erst später musste sich Strato, so aus meiner Sicht, in Punkto Größe schließlich gegenüber einer 1&1 geschlagen geben. Für mich hatte Strato unter dem Vorstand Henkel seine Blütezeit. Gefühlt wurde jedoch ein träger Telekom Einfluss nach der Übernahme von Freenet mehr und mehr spürbar. Irgendwann war Strato nur noch da – Strato eben. Der Dino – das Urgestein. Aber irgendwie auch von damals. Da gab es mittlerweile andere: Eine Host Europe zum Beispiel, eine echte Alternative unter den Hosting Providern.


Nun also wird Strato durch den Verkauf an United Internet sozusagen zu 1&1 und mit großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten 2-3 Jahren auch als Marke verschwunden sein. Mir tun die Kunden leid. Und zu aller Komik auch die Telekom tut mir leid. Irgendwie hat es mit Host Europe nicht geklappt und jetzt ist Strato auch noch weg. Okay - 650 Millionen machen das zunächst erträglich. Also weg vom Massenhosting? Was Eigenes aufbauen? Mit dem Gigant Microsoft ab in die Cloud? Hm, ich mag es mir einfach nicht vorstellen.


Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja schon bald neuen Stoff für eine Fortsetzung der Geschichte. Interessant wird natürlich auch sein, wie es nun mit 1&1 weitergeht. Ein großes Unternehmen wird nun noch größer und dabei sicher nicht flexibler. Und der Kostendruck wird weiter steigen. Was passiert, wenn auch eine 1&1 Deutschland verlässt oder noch schlimmer – ein Verkauf an einen amerikanischen Provider in Betracht gezogen wird?
Das sind nur Gedankenspiele – aber es scheint offensichtlich nichts mehr unmöglich zu sein.